Montag, 2. Februar 2015

Leiden Migranten häufiger an Krebs?

Leiden Migranten häufiger an Krebs?

 
Wissenschaftler des Instituts für Public Health am Universitätsklinikum Heidelberg und am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf untersuchen Krebserkrankungen bei Aussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion / Die Deutsche Krebshilfe fördert das dreijährige Forschungsprojekt



Lebensumstände, individuelles Verhalten, genetische Faktoren - viele Einflüsse tragen dazu bei, ob ein Mensch im Laufe seines Lebens an Krebs erkrankt. Wandern Menschen in ein anderes Land aus, zeigen Tumorerkrankungen bei ihnen oft ein von der einheimischen Bevölkerung abweichendes Verteilungsmuster. Wie sich Krebs-Neuerkrankungen und Überlebenszeiten von Aussiedlern der ehemaligen Sowjetunion von denen der deutschen Gesamtbevölkerung unterscheiden, untersuchen Wissenschaftler des Instituts für Public Health am Universitätsklinikum Heidelberg gemeinsam mit Kollegen des Instituts für Medizinische Biometrie und Epidemiologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Forschungsprojekt mit 186.000 Euro. Dieses ist auf drei Jahre angelegt und soll langfristig helfen, Krebserkrankungen bei Aussiedlern einzudämmen.

Seit 1990 sind rund 2,1 Millionen (Spät-)Aussiedler aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland eingereist. Die Zahl der jährlich neu auftretenden Krebserkrankungen und auch das Risiko daran zu sterben, sind bei Aussiedlern und Deutschen auf den ersten Blick sehr ähnlich. "In früheren Studien konnten wir jedoch zeigen, dass es bei den einzelnen Krebsarten deutliche Unterschiede gibt - das Risiko an Magenkrebs zu sterben, ist bei Aussiedlern zum Beispiel deutlich höher", erklärt Dr. Volker Winkler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Public Health am Universitätsklinikum Heidelberg und Leiter der Studie. "Wir wollen die Hintergründe für diese Unterschiede besser verstehen und so langfristig helfen die Gesundheitssituation dieser Bevölkerungsgruppe zu verbessern."

Für ihre Studie werten die Wissenschaftler Daten des Krebsregisters Nordrhein-Westfalen aus. "Die meisten Aussiedler aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion sind zwischen 1990 und 1993 zu uns gekommen - so weit reicht kaum ein Krebsregister in Deutschland zurück", sagt Dr. Winkler. Der Regierungsbezirk Münster erfasst jedoch bereits seit den 1980er Jahren Krebserkrankungen seiner Bevölkerung und bietet somit eine optimale Grundlage für die Studie. Das Forscherteam untersucht die Datensätze von 1990 bis Ende 2012 und ermittelt das Überleben der Krebskranken zudem anhand der Einwohnermelderegister. Damit möchten die Wissenschaftler herausfinden, ob sich das Verteilungsmuster von Krebserkrankungen bei den Aussiedlern im Laufe der Jahre an das der deutschen Bevölkerung anpasst. "Unsere Ergebnisse können Rückschlüsse auf mögliche Ursachen für die Abweichungen geben und Ideen für Präventionsstrategien liefern", betont Professor Heiko Becher vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der die ersten epidemiologischen Untersuchungen bei Aussiedlern vor über zehn Jahren initiierte und als Kooperationspartner in dieser Studie mit Dr. Winkler zusammenarbeitet. "Dass bestimmte Krebserkrankungen in einer Bevölkerungsgruppe häufiger vorkommen, kann zudem ein wichtiger Hinweis für Ärzte in ihrer täglichen Arbeit sein."


Weitere Informationen im Internet:
Deutsche Krebshilfe

Institut für Public Health (Webseite auf Englisch)

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