Dienstag, 17. Februar 2015

App informiert über Darmkrebsvorsorge



„Im Kampf gegen den Darmkrebs kommt es darauf an, zu erklären, dass die Darmspiegelung der beste Schutz ist, den es gibt, und das für gesetzlich Krankenversicherte kostenlos“, sagt die Sprecherin der niedergelassenen Gastroenterologen, Dr. Dagmar Mainz. „Als Berufsverband versuchen wir alle Wege zu nutzen, um den Mensschen die Botschaft nahezubringen, dass Darmkrebs vermeidbar ist.“
„Jeder, der auf der facebook-Seite http://www.facebook.com/ichgehdahin auf den ‚Gefällt-mir‘-Button drückt und Meldungen teilt, kann dazu beitragen, dass Darmkrebs in Deutschland in der Liste der Sterbeursachen auf die hinteren Plätze verwiesen wird“, betont der Verbandsmanager des Berufsverbandes der niedergelassenen Gastroenterologen (bng), Rudolf Loibl. Mehr als 2.000 Freunde, die über die neuesten Entwicklungen beim Schutz vor Darmkrebs informiert sein wollen, haben dies bereits getan.
Immer mehr Bürger rufen Informationen über Apps auf Smartphones oder Tabletts ab. Deshalb hat der bng seine „Ich geh da hin!“-Kampagne mit dem Aufruf, das Angebot der präventiven Darmspiegelung zu nutzen, jetzt auch für diese Medien verfügbar gemacht. Die „Ich geh da hin!“-App für Apple-, Android- und Windowsanwender kann in den bekannten Stores kostenfrei heruntergeladen werden.
Unter dem Motto „Ich geh da hin!“ ermuntert der bng seit Jahren die Bundesbürger, die Darmspiegelung als Leistungsangebot der Krankenkassen ab dem 56. Lebensjahr in Anspruch zu nehmen. Neben Broschüren und Plakaten setzen die Darmkrebsspezialisten mit Erfolg auf die Verbreitung von Informationen in sozialen Netzwerken.
App für iPhone und iPad
App für Android-Geräte
App für Windows-Smartphones

Die Doppelstrategie des Darmkrebs-Screenings

Vorsorge und Früherkennung

Die Doppelstrategie des Darmkrebs-Screenings

09.02.2015 - 
„Die Darmspiegelung oder Koloskopie ist Goldstandard im Kampf gegen den Darmkrebs, weil sie als einziges Verfahren Vorsorge und Früherkennung auf effektive Weise verbindet“, erklärt Dr. Jens Aschenbeck, der Darmkrebsexperte vom Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen (bng).

Darmkrebs ist eine schleichende Erkrankung, die meist unbemerkt fortschreitet. Er entsteht aus Vorstufen, die aus Veränderungen in der Darmschleimhaut – Polypen bzw. Adenomen – hervorgehen. Das Risiko steigt ab dem 50. Lebensjahr immer weiter an. Es besteht ein erhöhtes Risiko, wenn bereits nahe Verwandte an Darmkrebs erkrankt sind.
Im Zuge der Darmspiegelung sucht der Magen-Darm-Arzt nach den Darmkrebsvorstufen und entfernt sie. „Dadurch senken wir das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, drastisch“, versichert der bng-Experte. „Gleichzeitig können wir einen Darmkrebs, der sich schon manifestiert hat, früher erkennen und erhöhen so definitiv die Heilungsrate.“ Rechtzeitig entdeckt ist Darmkrebs heilbar. Je früher er entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen!
Der Magen-Darm-Arzt verfolgt also eine Doppelstrategie: Vorsorge und Früherkennung. „Die weitaus meisten Menschen erhalten durch die Untersuchung die Gewissheit, dass sie gesund sind“, betont Dr. Aschenbeck. „Bei einigen Menschen stellen wir ein erhöhtes Risiko fest, dass wir durch die Entfernung von Polypen sehr deutlich reduzieren. In seltenen Fällen entdecken wir eine Frühform von Darmkrebs. Wenn diese rechtzeitig erkannt wird, können wir den Menschen sagen: Ihnen kann gut geholfen werden.“

Quelle / Volltext http://www.gastromed-bng.de/

Zu den Facharztpraxen

Montag, 16. Februar 2015

Beratung / Information in 7 Sprachen

Die Krebsberatungsstelle (sogenanntes Cancer Council) von New South Wales/Australien (http://www.cancercouncil.com.au/) bietet Informationsblätter in den folgenden Sprachen an: Arabisch, Chinesisch, Griechisch, Italienisch, Mazedonische Sprache, Spanisch und Vietnamesisch. Hier der direkte Link zu den "Fact Sheets": http://www.cancercouncil.com.au/publications/multlingual-cancer-information/ .

Erste onkologische Fachgesellschaft und Hilfsorganisation mit Europäisch‐Iranischem Schwerpunkt

 Fragen in persisch werden hier beantwortet:

Der Vorstand der Deutsch‐Persischen Krebsliga e.V. besteht aus folgenden Ehrenamtlichen Mitgliedern:

Präsident: Prof. Dr. med. Djalil Djawari, Avicenna‐Preisträger
Vizepräsident: Vahid Shemirani
Generalsekretär: Dr. Volker Beck
Schriftführer: Prof. Dr. med. Afshin Fayyazi
Schatzmeister: Farhad Moghaddam


Kontakt:
Nasanin Gholamali
Leiterin Pressestelle und Öffentlichkeitsarbeit
der Deutsch‐Persischen Krebsliga e.V.
Mail: gholamali@krebsliga.com


Erste onkologische Fachgesellschaft und Hilfsorganisation mit Europäisch‐Iranischem Schwerpunkt



Samstag, 14. Februar 2015

"Schlüssellochchirurgie bei Darmkrebs" VERANSTALTUNG AM 19.5.15 IN SCHWEINFURT

"Schlüssellochchirurgie bei Darmkrebs"
Vortrag und Gespräch

Referent: Prof. Dr. med. Detlef Meyer, Viszeralchirurg
Termin: Di, 19.05.2015, 19.00 Uhr
Ort: Leopoldina Krankenhaus, EG
Eintritt frei, keine Anmeldung

Veranstalter:
Die Psychosoziale Krebsberatungsstelle Schweinfurt
Gustav-Adolf-Str. 8
97422 Schweinfurt
8. Stock Zi. 21
Tel. 09721 - 720 -22 90
Fax 09721 - 720 -29 03
krebsberatung@leopoldina.de
www.bayerische-krebsgesellschaft.de

Freitag, 13. Februar 2015

Test soll Nutzen einer Chemotherapie vorab bestimmen


Ein neu entwickelter Gentest soll helfen herauszufinden, ob die Durchführung einer Chemotherapie sinnvoll ist

Menschen, die mit der Diagnose Krebs konfrontiert werden, müssen sich oft im selben Atemzug mit dem Thema Chemotherapie beschäftigen. Sie ist die häufigste Antwort der modernen Medizin auf ein bösartiges Geschwür. Leider zeigen die Zahlen der verstorbenen Krebspatienten seit Jahren deutlich, dass die Medikamente bei weitem nicht jedem Patienten nutzen. Während einige sehr gut auf ihre Chemotherapie ansprechen, fällt bei vielen anderen der Nutzen minimal aus, oder stellt sich überhaupt nicht ein.
Eine Chemo ohne Besserung des Krebsleidens ist besonders bitter, da die Patienten dennoch den teils schwerwiegenden Nebenwirkungen der Medikamente ausgesetzt werden. Das mindert die Lebensqualität stark und belastet so die wenigen verbleibenden Lebensmonate.

Quelle / Volltext  http://www.paradisi.de

Donnerstag, 12. Februar 2015

Krebs aufspüren, bevor er wirklich da ist – das geht jetzt

Die umstrittenen Pränataltests sind nur ein Probelauf. Ihre Entwickler wollen künftig aus wenigen Tropfen Blut auch herauslesen, ob jemandem Krebs droht.

 

Kaum jemand kennt GATC Biotech oder dessen Vorstandsvorsitzenden. Lautstarker PR-Rummel ist nicht Peter Pohls Stil, auch seine Firma agiert eher im Stillen. Dabei löst das Konstanzer Unternehmen seit Jahren immer wieder Wirbel aus. GATC ist nicht nur Europas größter Anbieter für die Entschlüsselung von Erbmaterial, sondern auch die Mutterfirma von LifeCodexx – dem Unternehmen, das mit seinem Bluttest zur Früherkennung des Down-Syndroms und anderen genetischen Veränderungen gerade die Schwangerschaftsvorsorge in Deutschland umkrempelt.
Nun aber scheint Schluss zu sein mit der Zurückhaltung: GATC will Teil werden einer Entwicklung, die die Krebsmedizin revolutionieren könnte. Statt Durchleuchtung und Entnahme von Gewebeproben genügen künftig, so die Hoffnung, ein paar Milliliter Blut für die Früherkennung von Krebs, für die Therapiesteuerung und die Langzeitüberwachung nach der Behandlung.
Spätestens Anfang 2016 werde GATC die ersten Bluttests für Krebs auf den Markt bringen, sagt Pohl. Die Erprobung der Diagnostik hätte überzeugende Ergebnisse gezeigt. GATC arbeitet dabei eng mit dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg zusammen. "Wir denken, dass wir mit ein oder zwei Krebsformen starten können", erklärt Pohl. "Das entscheidet sich, wenn wir unsere Studie abgeschlossen haben." Welche Krebsarten die ersten Tests entdecken sollen, will er aber noch nicht verraten.

 

Quelle / Volltext : zeit

Neue Methode zur Früherkennung von Darmkrebs


Über eine neue Methode zur Früherkennung von Darmkrebs berichten Wissenschaftler des Instituts für Ernährungswissenschaft der Universität Potsdam in der Fachzeitschrift Cancer Prevention Research. Die Forscher haben ein hochsensitives Verfahren entwickelt, mit dem bekannte und unbekannte Genveränderungen, die an der Entstehung von Darmkrebs beteiligt sind, in Stuhlproben nachgewiesen werden können. Das Verfahren sei geeignet, sowohl Krebsfrühstadien als auch Krebsvorstufen anhand molekularer Marker in Stuhlproben nachzuweisen, so die Universität Potsdam. Die neue Methode, die in der Studie beschrieben wird, könne sogar eine einzige krebsspezifische Genveränderung unter einer 10.000-fachen Menge normaler DNA aufdecken. Die extrem hohe Sensitivität dieser Technik ermöglicht es, sehr geringe Mengen verschiedener Arten auch unbekannter krebsspezifischer Mutationen in Stuhlproben der Patienten zu finden. Allerdings seien die Untersuchungen derzeit noch zu zeitaufwendig, um sie flächendeckend einsetzen zu können. Ziel ist es, das Verfahren zur Marktreife zu bringen, um künftig ganz im Sinne der Patienten eine automatisierte Form für die Darmkrebsfrüherkennung zur Verfügung zu stellen.
Quelle: Befund Krebs 01/2014

Früh erkennen, Leben retten: neue APP zeigt Darmkrebsrisiko

Über 73.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Darmkrebs. Und etwa vier von zehn Betroffenen sterben daran. Doch das muss nicht sein: Die kostenlose App der Vorsorgekampagne „BARUM gegen Darmkrebs“ hilft, Darmkrebs rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Denn frühzeitig entdeckt, ist Darmkrebs fast immer heilbar.
Oft liegt das Darmkrebsrisiko in der Familie: Bei einem Drittel aller Patienten war zuvor bereits ein enger Verwandter betroffen. Und bei fast jedem Zehnten löst ein Gendefekt, der sich mit einem einfachen Test nachweisen lässt, den Darmkrebs aus. “Menschen, bei denen bestimmte Gene verändert sind, erkranken mit 80- bis 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit. Nur eine engmaschige Früherkennung kann ihr Leben retten”, sagt Professor Dr. Jürgen Riemann. Der Internist ist Vorstandsmitglied des BDI und Initiator der für den Kampf gegen Darmkrebs gegründeten Stiftung “LebensBlicke”.
Ein Fragebogen ist der erste Schritt, um herauszufinden, ob man zu einer der Risikogruppen gehört. Interessierte können mit der App durch die Beantwortung von sieben einfachen Fragen ihr ganz persönliches Risiko an Darmkrebs zu erkranken ermitteln. Das Ergebnis gibt’s auf Knopfdruck.
Zeigt der Test ein erhöhtes Risiko, bietet „APP zur DARMKREBSVORSORGE“ direkte Hilfe.
Die App gibt wichtige Informationen zur Darmkrebsvorsorge und bietet die Möglichkeit spezielle Zentren direkt aus der Anwendung über Telefon oder Email zu kontaktieren. Des Weiteren werden Entfernung und Weg zum jeweiligen Zentrum in einer Karte dargestellt. Die App bietet Kontaktmöglichkeiten zu Endoskopieabteilungen und –praxen im Land Brandenburg, die Darmspiegelungen zur Vorsorge anbieten. Darüber hinaus sind die bundesweit durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifizierten Darmkrebszentren und die Zentren Familiärer Darmkrebs über die App direkt zu erreichen.
Die App ist eine Initiative der Präventionskampagne „BARUM gegen Darmkrebs“ und seit Ende September über den Google App-Store kostenlos zu erhalten.

27 Krebsblogger teilen sich mit

27 Krebsblogger teilen sich auf ihre jeweils eigene Art im Internet mit.

Sie bieten Informationen und Dialog für hilfesuchende Patienten.

Mehr....http://blogs.stern.de/obenohne/weltkrebstag-2015-wir-bloggen-um-zu-helfen/

Sehr lesenswert finden wir : Mein Leben mit dem Darmkrebs 

Nationale Kohorte (NAKO) – Forschung zum Mitmachen

Bürgermeisterin Mannheims nimmt an bundesweit größter Gesundheitsstudie teil

„Für die Gesundheit nehme ich mir gerne Zeit“, erklärte Dr. Ulrike Freundlieb, Mannheims Bürgermeisterin für Bildung, Jugend und Gesundheit, als sie sich im Mannheimer Studienzentrum der Nationalen Kohorte (NAKO) untersuchen ließ. Über einen Zeitraum von 30 Jahren sollen in Mannheim 10.000, bundesweit rund 200.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 20 und 69 Jahren in insgesamt 18 Studienzentren medizinisch untersucht und zu ihren Lebensgewohnheiten und zum sozialen Umfeld befragt werden. Ziel ist es, Ursachen und Risikofaktoren für die wichtigsten Volkskrankheiten genauer zu erforschen.

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Live-Berichterstattung von der Blutbildung

Im Knochenmark entsteht aus Blutstammzellen über Vorläuferzellen verschiedener Reifestadien die bekannte Vielzahl reifer Blutzellen. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum statteten Blutstammzellen der Maus mit einem Leuchtmarker aus, der sich von außen anschalten lässt. So konnten sie erstmals unter Normalbedingungen die Entwicklung von Blutzellen aus Stammzellen im lebenden Organismus mitverfolgen und aus diesen Daten die Dynamik der Blutbildung berechnen. Wie die Forscher nun in der Zeitschrift Nature beschreiben, verläuft  die normale Blutbildung anders als bisher aufgrund von Stammzelltransplantation angenommen wurde. 

Vergrößerte Ansicht Blutstammzellen des Knochenmarks wurden mit einem Fluoreszenzprotein markiert. Die Verteilung der leuchtenden Tochterzellen ermöglicht die mathematische Modellierung der Dynamik der Blutbildung und gibt neue Einblicke in das Verhalten von Stammzellen. | © Kay Klapproth / DKFZ
Die Bedeutung des Bluts für das Leben war den Menschen spätestens seit der Antike klar. Naturforscher spekulierten daher seit Jahrtausenden über die Nachschubquelle des Lebenssafts. Jahrhundertelang galt die Leber als Ort der Blutbildung, bis der deutsche Pathologen Ernst Neumann 1868 unreife Vorläuferzellen im Knochenmark und damit den wahren Ort der Hämatopoese entdeckte. An der Blutbildung formulierten und bewiesen Wissenschaftler erstmals das Konzept der Stammzellen als gemeinsamen Ursprung verschiedener ausgereifter Zellen.
„Fast alle Untersuchungen der Blutbildung in den letzten Jahrzehnten krankten jedoch daran, dass man auf Versuche in der Kulturschale oder auf Transplantationsversuche an Mäusen angewiesen war“, erklärt Prof. Hans-Reimer Rodewald vom Deutschen Krebsforschungszentrum. „Wir haben nun erstmals ein Modell entwickelt, bei dem wir die Entwicklung von der Stammzelle bis hin zur reifen Blutzelle am lebenden Organismus verfolgen können.“
Dr. Katrin Busch aus Rodewalds Team hatte Mäuse genetisch so modifiziert, dass nur ihre Blutstammzellen einen Leuchtmarker, ein gelb fluoreszierendes Protein, enthielten. Durch Gabe eines Wirkstoffs lässt sich der Leuchtmarker zu jedem beliebigen Zeitpunkt im Tier anschalten. Alle Tochterzellen, die aus einer so markierten Zelle entstehen, leuchten ebenfalls.
Schaltete die Forscherin den Marker bei erwachsenen Tieren an, so zeigte sich, dass mindestens ein Drittel der Blutstammzellen (in einer Maus ca. 5000) differenzierte Vorläuferzellen produzieren. „Das war die erste Überraschung“, sagt Katrin Busch. „Bislang dachte man, dass im Normalzustand nur sehr wenige Stammzellen, etwa zehn, tatsächlich aktiv zur Blutbildung beitragen.“
Es dauert jedoch sehr lang, bis sich der Fluoreszenzmarker gleichmäßig bis in die peripheren Blutzellen verbreitet, ein Zeitraum, der sogar die Lebensspanne einer Maus überschreitet. Die mathematische Analyse dieser experimentellen Daten durch den Systembiologen Prof. Thomas Höfer und seine Mitarbeiter (ebenfalls am Deutschen Krebsforschungszentrum) zeigte, dass es überraschenderweise gar nicht die Stammzellen selbst sind, die unter Normalbedingungen die Zahl der Blutzellen aufrechterhalten. Dies leisten die Zellen des darauffolgenden Differenzierungsschritts, die ersten Vorläuferzellen. Auch diese können sich noch lange Zeit selbst erneuern – allerdings nicht ganz so lang wie die Stammzellen. Damit sich die Population der ersten Vorläufer nicht erschöpft, müssen Blutstammzellen gelegentlich wieder einige davon nachproduzieren.
Während der Embryonalentwicklung der Mäuse sieht es dagegen anders aus: Für den Aufbau des Systems entwickeln sich alle reifen Blut- und Immunzellen deutlich schneller und fast vollständig aus Stammzellen.
Schneller ging es auch beim erwachsenen Tier, nachdem die Forscher künstlich einen Mangel an weißen Blutkörperchen ausgelöst hatten: Unter diesen Bedingungen steigern die Blutstammzellen die Bildung der ersten Vorläuferzellen, die dann umgehend für Nachschub an reifen Blutzellen sorgen. Dabei entstehen mehrere hundert Mal mehr Zellen der sogenannten myeloiden Reihe (Thrombozyten, Erythrozyten, Granulozyten, Monozyten) als langlebige Lymphozyten.
„Wenn wir unseren im Knochenmark markierten Blutstammzellen in andere Mäuse transplantierten, waren nur wenige Stammzellen im Empfänger aktiv und viele Stammzellen gingen verloren. Unsere neuen Daten zeigen daher, dass man die Erkenntnisse, die bislang mit transplantierten Stammzellen erzielt worden sind, sicher nicht eins zu eins auf die normale Blutbildung übertragen kann; im Gegenteil: die Transplantation ist ein Sonderfall“, erläutert Hans-Reimer Rodewald. „Das zeigt uns, wie wichtig es ist, die Hämatopoese tatsächlich unter Normalbedingungen im lebenden Organismus mitzuverfolgen.“
Die Wissenschaftler in seiner Abteilung planen nun gemeinsam mit Thomas Höfer mit ihrem Modell auch die Auswirkung von krankhaften Veränderungen der Blutbildung, zum Beispiel bei Krebs, Kachexie oder Infektionen, zu untersuchen. Auch mögliche Alterungsprozesse der Blutstammzellen können sie so detailliert 'live' mitverfolgen.
Katrin Busch, Kay Klapproth, Melania Barile, Michael Flossdorf, Tim Holland-Letz, Susan M. Schlenner, Michael Reth, Thomas Höfer und Hans-Reimer Rodewald Fundamental properties of unperturbed haematopoiesis from stem cells in vivo. Nature 2015, DOI:10.1038/nature14242
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

Forschung und Schulungen für die Selbsthilfe

„Selbsthilfevertreter sind heute Partner aller Akteure im Gesundheitswesen und unterstützen die Krankheitsbewältigung maßgeblich. In einer guten Kooperation von Ärzten und Selbsthilfegruppen liegen Potentiale für die weitere Verbesserung der Qualität insbesondere der psychosozialen Versorgung von Patienten“, sagte Frau Professor Dr. Dagmar Schipanski in Bonn. Doch nach wie vor würden viele Ärzte nicht mit der Selbsthilfe zusammenarbeiten. Vorurteile und Vorbehalte, Unkenntnis, Zeitmangel und Budgetierung seien oft Gründe dafür.
Diese Vorbehalte stehen im krassen Gegensatz zu dem, was Professor Dr. Wolfgang Slesina, Leiter der Sektion Medizinsoziologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in seinen Forschungsarbeiten zur Zusammenarbeit von Ärzten und Selbsthilfegruppen herausgefunden hat: „Ärzte, die mit Selbsthilfegruppen kooperieren, haben einen schärferen Blick für die Probleme der Betroffenen und schätzen Kompetenz und Therapietreue ihrer Patienten“, so Slesina in Bonn-Bad Godesberg. Er stellt fest: „Immer mehr Ärzte haben mittlerweile den Nutzen einer Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen erkannt, es hapert aber immer noch an der Umsetzung“. Um die Zusammenarbeit zu erleichtern, appelliert er an die Selbsthilfevertreter, insbesondere ihre Kommunikationsfähigkeit zu trainieren: „Es kommt im Umgang mit den Ärzten vor allem darauf an, wie etwas gesagt und vermittelt wird.“
Die Teilnehmer des Tages der Krebs-Selbsthilfe waren sich einig, dass insbesondere bei den Ärzten, die dem Patienten die Diagnose Krebs mitteilen, ein Bewusstsein für den Nutzen der Krebs-Selbsthilfe geschaffen werden sollte. „In dieser Situation hat der Betroffene viele Fragen, ist verunsichert, braucht Informationen und Rat. Der Hinweis auf eine Selbsthilfegruppe, die ihm den Austausch mit Gleichbetroffenen ermöglicht, die ihm Mut macht und zusätzlich Orientierungshilfe bietet, kann zu diesem Zeitpunkt für die Betroffenen sehr hilfreich sein“, so Professor Schipanski.
Um die Akzeptanz für die Selbsthilfe in der Ärzteschaft zu verbessern, besteht Handlungsbedarf auf verschiedenen Ebenen. „Die Qualität der Selbsthilfe-Unterstützungsangebote muss weiterentwickelt und Selbsthilfe sollte in die Aus- und Weiterbildung der Ärzte einbezogen werden“, so Professor Dr. Gerhard Englert, Vorsitzender der Deutschen ILCO, eine Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs. Dafür bedarf es Studien zu den Möglichkeiten einer Qualitätsverbesserung und darauf aufbauende Schulungen für die Mitarbeiter der Selbsthilfe. Die Deutsche Krebshilfe sieht sich dabei maßgeblich in der Pflicht: „Um die wissenschaftliche Basis für die Selbsthilfe zu schaffen und Selbsthilfeforschung betreiben zu können, werden wir zeitnah eine Stiftungsprofessur für Krebs-Selbsthilfeforschung im Hochschulbereich einrichten“, versicherte Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. Zudem sehe er die Notwendigkeit für intensive Schulungsmaßnahmen für Selbsthilfevertreter: „Die Deutsche Krebshilfe hat die feste Absicht, ein Schulungszentrum für Selbsthilfe zu konzipieren und zu fördern“, so Nettekoven in Bonn.
Darüber hinaus muss bereits bei den Medizinstudenten ein Bewusstsein für den Nutzen der Selbsthilfe sowohl für die Ärzte als auch für die Patienten geschaffen werden. „Während des gesamten Medizinstudiums sollten die Kommunikationsfähigkeiten nachhaltig gefördert und eng an die klinischen Fächer angebunden werden“, so Professor Dr. Dr. Martin Härter, Leiter der Sektion Klinische Epidemiologie und Versorgungsforschung der Universitätsklinik Freiburg. Dabei müsse die Selbsthilfe von Anfang an mit eingebunden werden.

Supportive Ernährungskonzepte in der Onkologie - Neue Leitlinien der DGEM

Viele Patienten mit einer Krebserkrankung leiden auch an einer Mangelernährung. Mehr als die Hälfte der Tumorpatienten weist schon vor Diagnose des Krebsleidens einen Gewichtsverlust auf, der häufig auf einer Mangelernährung beruht. Mangelernährung ist ein völlig unabhängiger Risikofaktor für einen ungünstigen Krankheitsverlauf. Sie mindert die Lebensqualität, verschlechtert die Prognose und reduziert die Therapietoleranz (Ansprechen auf Chemo- und Strahlentherapie).
Mehr als 25 Prozent der Krebspatienten versterben an den Folgen ihrer körperlichen Auszehrung. „Wir müssen deshalb bei Onkologen und Ärzten sowie bei den Patienten das Bewusstsein für die Risiken einer Mangelernährung, die nicht erkannt und behandelt wird, deutlich schärfen“, sagt Prof. Dr. Stephan C. Bischoff, Kongresspräsident und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin, anlässlich der Dreiländertagung „Ernährung 2014“ in Ludwigsburg. Die richtige Ernährungstherapie, frühzeitig eingesetzt, müsse ein relevanter Teil der Tumortherapie werden. Unterstützende Ernährungstherapien beeinflussen den Krankheitsverlauf positiv. Studien haben bereits belegt, dass solche supportive Ernährungstherapien sowohl die körperlichen Funktionen und Gewichtsverlauf als auch die Lebensqualität deutlich verbessern. Ursachen für eine Mangelernährung sind unter anderem, dass der Tumor Botenstoffe entsendet, welche die Gewichtsregulation durcheinander bringen oder den Appetit senken, oder dass der Tumor einen wesentlichen Teil der über die Nahrung zugeführten Energie für sein eigenes Wachstum verbraucht.
Deshalb ist es von zentraler Bedeutung, dass alle Tumorpatienten nicht nur vom onkologischen, sondern auch vom Ernährungsspezialisten gesehen werden. Jeder Tumorpatient muss auf Mangelernährung untersucht und bei Bedarf fachgerecht ernährungsmedizinisch therapiert werden. Dadurch kann die Effektivität der Tumortherapie deutlich gesteigert und die Lebensqualität der Patienten verbessert werden. Die Ernährungstherapie wird nach einem Stufenplan umgesetzt. So sollte eine natürliche, orale Ernährung mit ausreichender Eiweißzufuhr, gegebenenfalls unter Verwendung von Supplementen, die Grundlage bilden. Darauf aufbauend können künstliche, also enterale und parenterale Ernährung die Mangelernährung aufhalten beziehungsweise korrigieren.
Dazu hat die DGEM neue Leitlinien zur klinischen Ernährung publiziert. In der neuen Leitlinie der DGEM heisst es:
  • Patienten mit aktiver Tumorerkrankung haben häufig eine unzureichende Nahrungsaufnahme und erleiden einen Gewichtsverlust, der erheblich sein kann.
  • Patienten mit aktiver Tumorerkrankung haben häufig eine eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit, die mit einem Verlust von Muskelmasse einhergeht und einen Muskelaufbau einschränkt.
  • Bei manifesten Tumorerkrankungen besteht in unterschiedlichem Ausmaß oft ein systemisches Inflammationssyndrom mit Auswirkungen auf alle wesentlichen Stoffwechselwege
  • Eine systemische Inflammationsreaktion ist ein wesentlicher Faktor für die Ausbildung von Fatigue, reduzierter körperlicher Aktivität, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. Dieses Stoffwechselsyndrom erschwert oder verhindert in der Folge einen Wiedergewinn an Körperzellmasse.
  • Der Eiweißumsatz ist meist gesteigert; dabei kommt es zu einem Verlust von Muskelmasse und einer gesteigerten Produktion von Akutphasenproteinen.
  • Ein Gewichtsverlust, ein reduzierter Leistungsindex sowie ein Inflammationssyndrom sind bei Patienten mit aktiver Tumorerkrankung jeweils mit einer ungünstigen Erkrankungsprognose und verminderter Lebensqualität assoziiert.
  • Durch eine Ernährungstherapie sollen der Ernährungszustand, die Leistungsfähigkeit, der Stoffwechsel, die Verträglichkeit antitumoraler Therapien sowie die Lebensqualiität verbessert oder stabilisiert werden.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V.

27 Krebsblogger teilen sich mit


27 Krebsblogger teilen sich auf ihre jeweils eigene Art im Internet mit.

Sie bieten Informationen und Dialog für hilfesuchende Patienten.

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Sehr lesenswert finden wir : Mein Leben mit dem Darmkrebs 

Haarausfall als Folge der Krebstherapie

„Dann verliere ich ja all meine Haare“ – das mag einer der Gedanken sein, der einem durch den Kopf schießt, wenn man eine Chemotherapie antreten muss. Und auch, wenn der Haarverlust nur eine vorübergehende Nebenwirkung ist, die einem größeren Ziel – der Behandlung der Krebserkrankung – untergeordnet ist, ist er doch für viele Betroffene beängstigend. Gerade Frauen sorgen sich um den Verlust ihrer Weiblichkeit, zumal sie befürchten, dass durch den Haarausfall die Krebserkrankung nach außen hin sichtbar wird.
Es kommt jedoch nicht bei jeder Chemotherapie zu Haarausfall: Tatsächlich hängt es von der Art des Medikaments und der Dosierung ab, ob und wie stark die Haare ausfallen, und auch, ob Augenbrauen und Wimpern betroffen sind. Meist beginnt der Haarverlust einige Wochen nach dem Beginn der Therapie. Ursache ist, dass die Zytostatika auf sich häufig teilende und schnell wachsende Zellen wirken – dies sind einerseits die Tumorzellen, aber auch ein großer Teil der Zellen der Haarwurzeln befindet sich laut Krebsinformationsdienst in einer ständigen Teilungsphase. Durch die Medikamente werden sie geschädigt, das Haar fällt aus bzw. bricht über der Wurzel ab. Bei den allermeisten Betroffenen ist dieser Haarverlust jedoch nicht dauerhaft. Sobald die Zytostatika vom Körper abgebaut werden, wächst das Haar wieder nach. Bei den meisten Patienten ist dies etwa zwei bis sechs Monate nach der Therapie, bei manchen auch bereits während der Behandlung wieder der Fall, schreibt Prof. Dr. Josef Beuth.
Viele Krebspatienten, vor allem Frauen, entscheiden sich dafür, den Haarverlust mit einer Perücke zu kaschieren. Die Kosten werden bei Frauen z. T. von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen, bei Männern ist dies nicht bei allen Krankenkassen der Fall. Laut Krebsinformationsdienst sollten sich Krebspatienten vor der Therapie erkundigen, bis zu welchem Anteil die Kasse die Kosten übernimmt. Zudem brauchen sie ein Rezept vom Arzt.
Es gibt Perücken aus Kunst- und aus Echthaar. Nach Angaben des Krebsinformationsdienstes lassen sich diese optisch nicht unterscheiden, die Kosten sind allerdings unterschiedlich. Prof. Es gibt auch andere Möglichkeiten, dem Haarverlust zu begegnen – z. B., indem man bunte Tücher trägt oder Hüte und Mützen. Wichtig ist es in allen Fällen, die Kopfhaut mit milden Produkten zu pflegen und vor der Sonne zu schützen.
Es gibt einige Methoden, die dem Haarausfall vorbeugen sollen. Laut Krebsinformationsdienst und Prof. Beuth sind diese jedoch in ihrer Wirksamkeit nicht hinreichend belegt. Dazu gehören beispielsweise Kühlhauben, die die Durchblutung während der Chemotherapiegabe verringern, sodass weniger Medikamente zu den Haarwurzeln gelangen. Bei einigen Patienten haben diese Kühlhauben einen weniger starken Haarverlust erreicht, die Studien dazu seien jedoch nicht von wissenschaftlich ausreichender Qualität, betont der Krebsinformationsdienst. Auch einige Shampoos, Kurspülungen und Haarwasser sollen den Haarverlust mindern, sind jedoch ebenfalls nicht in ihrer Wirksamkeit belegt und daher nicht als Medikament anerkannt – sie müssen deshalb selbst bezahlt werden.
Nicht nur bei der Chemo-, auch durch die Strahlentherapie kann es zu Haarausfall kommen – zumindest, wenn der Kopf bestrahlt wird, beispielsweise bei einem Hirntumor. An anderen Körperregionen eingesetzt führt die Strahlentherapie jedoch nicht zu Haarausfall am Kopf.
Quelle: Befund Krebs 4/2014

Jeder dritte Krebspatient braucht seelische Hilfe

Tumorart spielt wichtige Rolle auch bei psychoonkologischer Behandlung

Angst, Anpassungsschwierigkeiten und Depressivität: Das sind die drei häufigsten psychischen Probleme, mit denen Krebspatienten zu kämpfen haben. Jeder Dritte ist davon betroffen. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler im Rahmen einer Studie, für die sie bundesweit mehr als 4.000 Patienten zwischen 18 und 75 Jahren befragt haben. Ihre Ergebnisse veröffentlichen die Forscher in dem US-Fachmagazin „Journal of Clinical Oncology“.
Die psychologische Betreuung von Krebspatienten hat sich zu einem wichtigen Therapiezweig entwickelt. Denn eine Krebserkrankung ist ein einschneidendes Erlebnis: Ängste, Hilflosigkeit, Kontrollverlust treten an die Stelle von Sicherheit und Vertrauen. Im schlimmsten Fall kann sich eine nicht behandelte psychische Störung negativ auf den Erfolg der medizinischen Therapie auswirken.
„Durchschnittlich 32 Prozent aller von uns im Rahmen von klinischen Interviews befragten Krebspatienten benötigten psychoonkologische Hilfe“, erläutert Professor Dr. Anja Mehnert, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Leipzig und Studienkoordinatorin. „Ein Teil der Patienten hatten sogar mit mehr als einer psychischen Störung zu kämpfen: Etwa sechs Prozent der Befragten litten unter zwei verschiedenen Störungen, während bei eineinhalb Prozent der Teilnehmer sogar drei oder mehr Störungen diagnostiziert wurden.“
Das Spektrum der psychologischen Belastungen von Krebspatienten ist groß. Häufigste Begleiter einer Krebserkrankung sind Angststörungen: Angst vor der Krankheit, vor der Therapie, vor der Möglichkeit des Sterbens. Jeder siebte Studienteilnehmer litt darunter.
Fast jeder neunte Betroffene hatte mit Anpassungsstörungen – also mit Schwierigkeiten, sich an die neue Lebenssituation anzupassen – zu kämpfen. Am dritthäufigsten waren depressive Störungen, jeder fünfzehnte Patient war davon betroffen. Auch somatoforme Erkrankungen, also körperliche Beschwerden ausgelöst durch den Stress der Erkrankung, Substanzmissbrauch oder Alkoholabhängigkeit gehörten zum Spektrum der psychischen Störungen.
Besonders gefährdet waren Betroffene, die an Brustkrebs, Schwarzem Hautkrebs oder einem Tumor des Kopf- oder Halsbereiches erkrankt sind: 42 Prozent aller Brustkrebsbetroffenen benötigten psychoonkologische Hilfe, bei Kopf- oder Halstumoren waren es 41 Prozent, bei Hautkrebs 39 Prozent. Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs (20 Prozent), Magen- oder Speiseröhrenkrebs (21 Prozent) und Prostatakrebs (22 Prozent) waren vergleichsweise weniger häufig betroffen.
„Die Krebsart, an welcher der Betroffene erkrankt ist, spielt eine wichtige Rolle nicht nur bei der medizinischen Therapie, sondern auch bei der psychoonkologischen Behandlung. Auch viele andere Faktoren, wie etwa Alter oder soziales Umfeld müssen berücksichtigt werden“, so Professor Dr. Uwe Koch-Gromus, Dekan der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Leiter der Studie. „Daher benötigt jeder Patient auch auf seelischer Ebene eine auf ihn maßgeschneiderte Behandlung, die entsprechend der S3-Leitlinie Psychosoziale Onkologie von Information über Beratung bis hin zur Psychotherapie reichen kann.“
Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betont: „Die psychoonkologische Betreuung ist für die Deutsche Krebshilfe ein elementarer Bestandteil einer adäquaten onkologischen Versorgung. Für eine bedarfsgerechte Versorgung fehlen hierzulande allerdings immer noch die notwendigen Versorgungsstrukturen und deren Finanzierung. Nach wie vor sind hier Gesundheitspolitik und Kostenträger gefordert.“
Quelle: Deutsche Krebshilfe e. V.

Fatigue bei Krebs

Der Begriff Fatigue beschreibt eine tiefe, quälende Form der Erschöpfung bei Krebspatienten. Die Deutsche Fatigue Gesellschaft (DFaG) definiert diese nach dem amerikanischen Krebsforscher David Cella folgendermaßen: „Die Tumorerschöpfung, auch Fatigue genannt, bedeutet eine außerordentliche Müdigkeit, mangelnde Energiereserven oder ein massiv erhöhtes Ruhebedürfnis, das absolut unverhältnismäßig zu vorangegangenen Aktivitätsänderungen ist.“
Wie die DFaG betont, ist die Fatigue eine krankhafte Form der Ermüdung, die von den Betroffenen als enorme Belastung erlebt wird und ihr Leben stark einschränkt. Die Dinge, die man üblicherweise bei Müdigkeit unternehmen würde, helfen nicht, z. B. schlafen oder andere Formen der Erholung. Fatigue ist zudem multifaktoriell bedingt – es gibt nicht nur eine Ursache.

Ursachen

Bei der Entstehung spielen wahrscheinlich die Krebserkrankung selbst, die verschiedenen Krebsbehandlungen wie Chemo- und Strahlentherapie sowie Immuntherapien, Schlaf- und Bewegungsmangel sowie seelische oder soziale Faktoren eine Rolle, so der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. Laut der DFaG kann es durch die Krebstherapien zu Veränderungen im Blutbild kommen – bei einer Anämie sind die roten Blutkörperchen reduziert, was die Sauerstoffversorgung im Körper erschwert und die Fatigue mitverursachen kann.

Therapiemöglichkeiten

Bei der Behandlung der Fatigue kann man nach Angaben der DFaG zwischen medikamentösen und nicht-medikamentösen Methoden unterscheiden. Liegt z. B. ein gesicherter organischer Befund vor, ist es sinnvoll, diese Störung als Ursache zu behandeln, beispielsweise eine Anämie oder andere Stoffwechselstörungen. Hier kommen dann entsprechende Medikamente zum Einsatz. Ist dies nicht der Fall, unterscheidet man laut DFaG drei Bereiche bei der Ursachensuche bzw. bei der Behandlung: den körperlichen, den emotionalen und den mental-kognitiven Bereich.
Im körperlichen Bereich können Sport und Bewegung dazu beitragen, die Fatigue zu mindern, da erhöhte Fitness die Leistungsfähigkeit der Patienten i. d. R. verbessert. Daher kann eine körperliche Fatigue durch Training meist reduziert werden.
Im emotionalen Bereich sind vor allem Stimmung, Motivation und Antrieb von der Abgeschlagenheit betroffen. Hier gibt es laut DFaG keine eindeutigen Therapieansätze. Studien, in denen Antidepressiva gegeben wurden, brachten keine überzeugenden Ergebnisse. Auch Psychotherapie ist eine Therapiemöglichkeit, beispielsweise Gesprächs- und/oder Verhaltenstherapien. Dabei sollen Verhaltens- und Erlebensmuster der Betroffenen günstig beeinflusst werden, sodass die Fatigue gemildert wird.
Im mental-kognitiven Bereich leiden die Betroffenen besonders unter Konzentrationsstörungen und kognitiven Einschränkungen – sie können sich Dinge schlechter merken, ihre Aufmerksamkeit ist geringer. In wissenschaftlichen Studien wird laut DFaG der Einsatz von sog. Psychostimulanzien untersucht, was aber noch keine allgemeine Empfehlung ist. Auch der erfolgreiche Einsatz von Verhaltenstherapie bei mental-kognitiven Einschränkungen ist nicht belegt und bleibt abzuwarten.

Neuere Ansätze

Neuere Ansätze bei der Behandlung von Fatigue konzentrieren sich auf biochemische Vorgänge im Körper, die zu einer Fatigue beitragen können. Dass die Chemotherapie (Tumor)-Zellen schädigt und zerstört, ist eine ihrer Hauptwirkungen – doch auch gesunde Zellen sind davon betroffen: So gibt es Hinweise darauf, dass die Fatigue auch mit einer Schädigung der Mitochondrien zusammenhängen könnte. Mitochondrien sind „Energiekraftwerke“ der Zellen, die das sog. Adenosintriphosphat (ATP) produzieren. Eine Untersuchung zeigte beispielsweise, dass eine gestörte Mitochondrienfunktion, insbesondere im Zusammenhang mit dem ATP-Gehalt bzw. dem ATP-Transfer der Zellen, und der Schweregrad der Fatigue miteinander korreliert waren.
Auch das Antioxidanz Glutathion könnte beim Fatigue-Syndrom eine Rolle spielen. Antioxidanzien können die Zellen vor freien Radikalen schützen und damit auch vor Zellschäden bewahren. Glutathion, ein Co-Enzym, das sich aus den Aminosäuren Glutamin, Cystein und Glycin zusammensetzt und wichtig für die Vitalität und Funktionsfähigkeit der Zelle ist. Normalerweise kann man seinen Glutathion-Bedarf durch gesunde Ernährung durchaus decken, z. B. indem man ausreichend frisches Obst und Gemüse und Fleisch isst. Unter Chemotherapie kann es jedoch zu einem Glutathion-Mangel kommen – der Energiestoffwechsel der Zelle ist gestört, was zur Fatigue betragen kann.
Ein weiterer Ansatz ist die Behandlung mit Ginseng: Wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet, wurde hierzu eine Studie auf dem ASCO-Kongress 2012 vorgestellt. Amerikanische Forscher behandelten 364 Krebspatienten, von denen ein Teil ein Ginseng-Präparat erhielt, der Rest ein Placebo. Die Ginseng-Gruppe hatte nach vier Wochen eine deutlich geringere Fatigue-Ausprägung, nach acht Wochen war dieser Zusammenhang noch stärker. Auch die Pharmazeutische Zeitung berichtet von Erfolgen bei der Fatigue-Behandlung mit verschiedenen Ginseng-Präparaten. Bei der Behandlung mit Rotem Ginseng wurden positive Effekte deutlich, die Ergebnisse sind vielversprechend, da sich eine Verbesserung der Fatigue bei sehr guter Verträglichkeit zeigte. Auch der sog. Amerikanische Ginseng zeigte positive Effekte auf Krebspatienten mit Fatigue.
Insgesamt, so betont die DFaG, ist die Fatigue nicht nur ein vielschichtiges, sondern auch ein individuelles Krankheitsbild. Daher macht eine individuelle Beratung für Betroffene Sinn, in die auch Angehörige und das Umfeld einbezogen werden sollten.
Quelle: Befund Krebs 4/2014

Rehabilitation: Wunsch- und Wahlrecht für Krebspatienten

Die Krebstherapie ist erstmal überstanden – jetzt steht die Rückkehr ins Berufs- und Privatleben sowie die Wiederherstellung der körperlichen und seelischen Funktionen und Leistungsfähigkeit im Vordergrund. Eine Rehabilitation bietet hierfür die besten Möglichkeiten – und Krebspatienten haben bei der Auswahl der Einrichtung ein Wunsch- und Wahlrecht.
Denn mitunter ist es wichtig, ob die Rehaklinik in Wohnortnähe liegt, z. B., wenn man Kinder zu versorgen hat. Andere wünschen sich hingegen einen Aufenthalt am Meer oder in den Bergen in einer Einrichtung, die ganz bestimmte Voraussetzungen erfüllt – so ist die Luftqualität bei Patienten mit Lungenkrebs sicherlich ein wichtiges Kriterium. Dieses Wunsch- und Wahlrecht ist sogar gesetzlich verbürgt: So heißt es im § 9 SGB IX Wunsch- und Wahlrecht der Leistungsberechtigten: „Bei der Entscheidung über die Leistungen und bei der Ausführung der Leistungen zur Teilhabe wird berechtigten Wünschen der Leistungsberechtigten entsprochen. Dabei wird auch auf die persönliche Lebenssituation, das Alter, das Geschlecht, die Familie sowie die religiösen und weltanschaulichen Bedürfnisse der Leistungsberechtigten Rücksicht genommen.“
Onkologische Rehabilitationsleistungen werden stationär oder ganztägig ambulant durchgeführt, informiert die Deutsche Rentenversicherung in der Broschüre Rehabilitation nach Tumorerkrankungen (Stand 2013). Sie dauert meist drei Wochen, bei medizinischer Notwendigkeit auch länger. In Anspruch nehmen können die Reha Patienten innerhalb eines Jahres nach einer abgeschlossenen Erstbehandlung, in Ausnahmefällen auch innerhalb von zwei Jahren, heißt es weiter.
Getragen wird die Rehamaßnahme von den gesetzlichen Kranken-, Renten- und Unfallversicherungen, ggf. auch von der privaten Krankenversicherung. Die Träger müssen daher auch die angegebene Klinik genehmigen – wenn sie dies nicht tun sollten, können Betroffene jedoch Widerspruch einreichen und auf ihr Wunsch- und Wahlrecht hinweisen. Daher sollte man bei der Antragstellung einiges beachten: Erster Schritt zur Wunschklinik ist eine ärztliche Stellungnahme. Das kann laut der Deutschen Rentenversicherung ein aktueller Befundbericht, ein Gutachten oder ein aktueller Krankenhausbericht sein. Antragsformulare sind beispielsweise bei der Deutschen Rentenversicherung, in den Auskunfts- und Beratungsstellen, den Gemeinsamen Servicestellen für Rehabilitation, bei den gesetzlichen Krankenkassen, Versicherungsämtern erhältlich.
Auch Rehakliniken werden heutzutage zertifiziert – diese Maßnahme soll ihre medizinische Qualität sichern, welche auch die Kostenträger in ihre Entscheidung einfließen lassen. Es ist also sinnvoll, zertifizierte Kliniken im Antrag anzugeben. Diese kann man beim Bund für Rehabilitation recherchieren.
Quelle: Befund Krebs 3/2015

Maßeinheiten für Behinderung

Im deutschen Sozialgesetzbuch gibt es für das Maß einer körperlichen Beeinträchtigung zwei verschiedene Begriffe: die „Minderung der Erwerbsfähigkeit“ (MdE) und den „Grad der Behinderung“, kurz GdB. Anhand einer Tabelle wird hier jeweils beziffert, wie hoch das Gesamtmaß der Behinderung ist. Je nach Höhe kann der Betroffene verschiedene Vergünstigungen und Rechte beanspruchen.
Der GdB ist ein Begriff aus dem Schwerbehindertenrecht (Teil 2 SGB IX). Der Grad der Behinderung gilt als Maßstab zur Feststellung einer Behinderung und wird in Zehnergraden angegeben. Die MdE hingegen ist ein Rechtsterminus aus dem Sozialgesetzbuch VII, in dem das soziale Entschädigungsrecht und die gesetzliche Unfallversicherung geregelt werden. Die MdE ist z. B. in Fällen relevant, in denen Versicherte aufgrund eines Arbeits- oder Wegeunfalls bzw. einer Berufskrankheit Anspruch auf eine Berufsunfähigkeitsrente haben. Während der GdB in Ganzzahlen angegeben wird, spricht man bei der Minderung der Erwerbsfähigkeit von „Vomhundertsätzen“. Ab Januar 2008 wurde der Begriff „Minderung der Erwerbsfähigkeit“ in „Grad der Schädigungsfolgen“ (GdS) unbenannt.
Beide Begriffe sind ein Maß für die körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Auswirkungen einer Funktionsbeeinträchtigung aufgrund einer gesundheitlichen Schädigung. Sie werden nach den gleichen Grundsätzen bemessen und sagen im Prinzip auch das Gleiche aus. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass sich die Minderung der Erwerbsfähigkeit nur auf die Folgen der Schädigung bezieht (kausal), der Grad der Behinderung hingegen auf alle Gesundheitsstörungen unabhängig von ihrer Ursache (final).

Bemessungsgrundlage und Berechnung

Der Grad der Behinderung wird vom Versorgungsamt festgestellt. Durch einen ärztlichen Gutachter wird anhand einer Tabelle („Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit im sozialen Entschädigungsrecht und nach dem Schwerbehindertengesetz“ 2008, zu bestellen unter www.bmas.bund.de) festgelegt, wie hoch der Grad der Behinderung ist. Diese Tabelle wird vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung herausgegeben. Darin sind die häufigsten Einschränkungen mit den entsprechenden GdB-Werten genannt.
Die Berechnung des Grads der Behinderung ist äußerst komplex und für den Laien oft schwer nachvollziehbar. Zur Ermittlung des Gesamt-GdB wird geprüft, wie sich einzelne Funktionsstörungen untereinander auswirken. Sie werden in ihrer Gesamtheit betrachtet, nicht als voneinander isolierte Behinderungen.
Liegen mehrere gesundheitliche Beeinträchtigungen vor, werden sie in ihrer Gesamtheit betrachtet, nicht als voneinander isolierte Behinderungen. Dabei wird immer vom höchsten Wert ausgegangen und im Anschluss geprüft, inwieweit andere Funktionsbeeinträchtigungen das Gesamtmaß der Behinderung vergrößern. Der Gesamt-GdB für eine Person mit zwei Einzel-GdBs von 50 (Unterschenkelamputation) und 40 (Herz-Kreislauf-Erkrankung) lässt sich somit nicht durch simple Addition berechnen. Mit einer Faustformel lässt sich die Berechnung des Gesamt-GdBs von 70 für diesen Fall nachvollziehen: Ausgehend vom höchsten GdB-Wert wird das zweite Beschwerdebild nur noch mit einem Anteil von 50 %, das dritte zu 33 % einbezogen. Es ergibt sich ein Gesamt-GdB von 50 plus 20, also 70. Haben beide Beeinträchtigungen keinen Einfluss aufeinander, ist es durchaus möglich, dass für den Gesamtwert nur der höchste GdB gezählt wird.

Der Schwerbehindertenausweis

Um sich gegenüber Sozialleistungsträgern, Behörden, Arbeitgebern u. a. als schwerbehinderter Mensch ausweisen zu können, benötigt man einen Schwerbehindertenausweis. Den Schwerbehindertenausweis erhält man, wenn man einen Gesamt-GdB von 50 oder mehr nachweisen kann. Zudem muss der Antragsteller einen Wohnsitz in Deutschland haben, hier berufstätig sein oder sich zumindest regelmäßig in Deutschland aufhalten. Auf der Rückseite des Ausweises ist der Gesamt-GdB vermerkt.
Den Ausweis kann man beim zuständigen Versorgungsamt oder Landratsamt beantragen. Am besten ist es, dem Antragsformular auch alle ärztlichen Bescheinigungen über die Behinderung beizufügen. Zunächst wird der Ausweis auf fünf Jahre befristet ausgestellt. Bei nichtdeutschen Schwerbehinderten, deren Aufenthaltsgenehmigung oder die Arbeitserlaubnis befristet ist, wird der Ausweis maximal bis zu deren Ende ausgestellt. Für den Fall, dass eine Änderung in den gesundheitlichen Verhältnissen nicht zu erwarten ist, kann der Ausweis auch unbefristet ausgestellt werden. Spätestens drei Monate vor Ablauf sollte der neue Ausweis beantragt werden.
Zweimal kann er auch ohne aufwendige Formalitäten verlängert werden, entweder beim Versorgungsamt, meist jedoch beim Bürgeramt. Wurde der Ausweis schon zweimal verlängert, muss beim Versorgungsamt ein neuer beantragt werden. Dafür ist nur ein neues Lichtbild erforderlich, die ärztlichen Gutachten müssen nicht noch einmal eingeholt werden.
Ähnliches gilt bei Verlust: Beim zuständigen Versorgungsamt muss ein neuer Ausweis mit Lichtbild beantragt werden; ärztliche Gutachten müssen auch in diesem Fall nicht noch einmal eingereicht werden. Verbessert oder verschlechtert sich der Gesundheitszustand, ist der Inhaber des Ausweises verpflichtet, dies dem Versorgungsamt mitzuteilen, damit eventuelle Änderungen beim GdB oder den Merkzeichen im Ausweis vermerkt werden können.

Rechte und Vergünstigungen

Natürlich muss ein Schwerbehinderter keinen Schwerbehindertenausweis besitzen. Um jedoch bestimmte Nachteilsausgleiche beanspruchen zu können, wird der Ausweis benötigt. Oft bieten kulturelle Einrichtungen, wie Musseen und Theater, sowie öffentliche Freizeiteinrichtungen Preisnachlässe, die erst nach Vorlage des Schwerbehindertenausweises eingeräumt werden.
Um öffentliche Verkehrsmittel kostenlos nutzen zu können, ist ebenfalls ein Schwerbehindertenausweis nötig. Vom Versorgungsamt wird schwerbehinderten Menschen mit den Merkzeichen G (gehbehindert), Gl (gehörlos), aG (außergewöhnlich gehbehindert), H (hilflos) oder Bl (blind) ein grün-orangener Ausweis ausgestellt, der die unentgeltliche Beförderung im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ermöglicht. Um diese jedoch in Anspruch nehmen zu können, wird zudem ein Beiblatt mit Wertmarke benötigt, das beim Versorgungsamt für einen Preis von 60 Euro jährlich erhältlich ist. Empfänger von Sozialleistungen sowie Personen, die einen Schwerbehindertenausweis mit den Merkzeichen „H“, „Bl“, „VB“ (Versorgungsberechtigung nach dem Soldatenversorgungsgesetz) oder „EB“ (Entschädigungsberechtigung nach § 28 Bundesentschädigungsgesetz) haben, erhalten die Wertmarke kostenlos. Wer ein eigenes Fahrzeug besitzt und in dessen Ausweis ein „G“ oder „Gl“ vermerkt ist, kann anstelle der unentgeltlichen Beförderung auch eine Kraftfahrzeugsteuerermäßigung beanspruchen.
Um auf Behindertenparkplätzen parken zu dürfen, genügt ein Schwerbehindertenausweis allein jedoch nicht. Hierfür wird ein Parkausweis benötigt, der nur unter Vorlage eines Schwerbehindertenausweis mit den Kürzeln „aG“ oder „Bl“ ausgestellt wird. Nur dieser Parkausweis berechtigt gehbehinderte Menschen sowie Blinde und ihre Begleitperson zur Nutzung des Parkplatzes.
Steuerliche Vergünstigungen können ebenfalls geltend gemacht werden, da Behinderte meist höhere Lebenshaltungskosten haben. Auf der Steuerkarte kann ein Pauschalbetrag als „außergewöhnliche Belastung“ eingetragen werden, dessen Höhe vom GdB abhängig ist. Tatsächliche Mehraufwendungen müssen in der Steuererklärung einzeln ausgewiesen werden. Der Nachweis wird auch hier über den Schwerbehindertenausweis geführt. Bei einem GdB unter 50 muss eine Bescheinigung des Versorgungsamtes oder z. B. ein Rentenbescheid vorgelegt werden.
Aus Angst vor z. B. beruflichen Nachteilen scheuen viele Menschen die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises und die damit verbundenen ärztlichen Untersuchungen – zu Unrecht: So werden Betroffene etwa in Bewerbungsverfahren für Stellen im Öffentlichen Dienst (z. B. an Hochschulen und Universitäten) immer bevorzugt. Beispiele wie dieses zeigen, dass betroffene Patienten ihre Schwerbehinderung nachweisen müssen, wenn sie ihre Rechte in Anspruch nehmen wollen.

Quelle / Volltext:  http://www.curado.de

Montag, 2. Februar 2015

Leiden Migranten häufiger an Krebs?

Leiden Migranten häufiger an Krebs?

 
Wissenschaftler des Instituts für Public Health am Universitätsklinikum Heidelberg und am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf untersuchen Krebserkrankungen bei Aussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion / Die Deutsche Krebshilfe fördert das dreijährige Forschungsprojekt



Lebensumstände, individuelles Verhalten, genetische Faktoren - viele Einflüsse tragen dazu bei, ob ein Mensch im Laufe seines Lebens an Krebs erkrankt. Wandern Menschen in ein anderes Land aus, zeigen Tumorerkrankungen bei ihnen oft ein von der einheimischen Bevölkerung abweichendes Verteilungsmuster. Wie sich Krebs-Neuerkrankungen und Überlebenszeiten von Aussiedlern der ehemaligen Sowjetunion von denen der deutschen Gesamtbevölkerung unterscheiden, untersuchen Wissenschaftler des Instituts für Public Health am Universitätsklinikum Heidelberg gemeinsam mit Kollegen des Instituts für Medizinische Biometrie und Epidemiologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Forschungsprojekt mit 186.000 Euro. Dieses ist auf drei Jahre angelegt und soll langfristig helfen, Krebserkrankungen bei Aussiedlern einzudämmen.

Seit 1990 sind rund 2,1 Millionen (Spät-)Aussiedler aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland eingereist. Die Zahl der jährlich neu auftretenden Krebserkrankungen und auch das Risiko daran zu sterben, sind bei Aussiedlern und Deutschen auf den ersten Blick sehr ähnlich. "In früheren Studien konnten wir jedoch zeigen, dass es bei den einzelnen Krebsarten deutliche Unterschiede gibt - das Risiko an Magenkrebs zu sterben, ist bei Aussiedlern zum Beispiel deutlich höher", erklärt Dr. Volker Winkler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Public Health am Universitätsklinikum Heidelberg und Leiter der Studie. "Wir wollen die Hintergründe für diese Unterschiede besser verstehen und so langfristig helfen die Gesundheitssituation dieser Bevölkerungsgruppe zu verbessern."

Für ihre Studie werten die Wissenschaftler Daten des Krebsregisters Nordrhein-Westfalen aus. "Die meisten Aussiedler aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion sind zwischen 1990 und 1993 zu uns gekommen - so weit reicht kaum ein Krebsregister in Deutschland zurück", sagt Dr. Winkler. Der Regierungsbezirk Münster erfasst jedoch bereits seit den 1980er Jahren Krebserkrankungen seiner Bevölkerung und bietet somit eine optimale Grundlage für die Studie. Das Forscherteam untersucht die Datensätze von 1990 bis Ende 2012 und ermittelt das Überleben der Krebskranken zudem anhand der Einwohnermelderegister. Damit möchten die Wissenschaftler herausfinden, ob sich das Verteilungsmuster von Krebserkrankungen bei den Aussiedlern im Laufe der Jahre an das der deutschen Bevölkerung anpasst. "Unsere Ergebnisse können Rückschlüsse auf mögliche Ursachen für die Abweichungen geben und Ideen für Präventionsstrategien liefern", betont Professor Heiko Becher vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der die ersten epidemiologischen Untersuchungen bei Aussiedlern vor über zehn Jahren initiierte und als Kooperationspartner in dieser Studie mit Dr. Winkler zusammenarbeitet. "Dass bestimmte Krebserkrankungen in einer Bevölkerungsgruppe häufiger vorkommen, kann zudem ein wichtiger Hinweis für Ärzte in ihrer täglichen Arbeit sein."


Weitere Informationen im Internet:
Deutsche Krebshilfe

Institut für Public Health (Webseite auf Englisch)