Wenn Angehörige von Darmkrebspatienten direkt angesprochen werden, gehen sie häufiger zur Koloskopie.
Eine persönliche Ansprache und Beratung kann Angehörige von Darmkrebspatienten eher dazu bringen, zur Vorsorgekoloskopie zu gehen als das reine Vorsorgeangebot.
Das ist das Ergebnis der FAMKOL-Studie (Transdisziplinäre Förderung der Screening Teilnahme bei Personen für kolorektale Karzinome).
"Wir verzeichnen 60.000 Darmkrebsneuerkrankungen pro Jahr, dabei müsste das nicht sein, wenn mehr Menschen zur Vorsorge gingen", sagte Professor Jürgen F. Riemann, Vorsitzender der Stiftung Lebensblicke Ludwigshafen, bei der Präsentation der Studienergebnisse in Berlin.
Die Stiftung hat die Schirmherrschaft über die vom Bundesministerium für Gesundheit mit 580.000 Euro geförderte Studie übernommen. FAMKOL ist Teil des 2008 initiierten nationalen Krebsplans und sollte erforschen, wie Menschen mit erhöhtem Risiko für Darmkrebs gezielt zur Vorsorge motiviert werden können.
Dazu informierten die Wissenschaftler zwischen Dezember 2013 und Juli 2015 mehr als 2400 Patienten in 64 Darmkrebszentren darüber, dass ihre Verwandten ersten Grades ab 45 Jahren ein erhöhtes Risiko haben, ebenfalls an Darmkrebs zu erkranken. Sie baten sie, die Einladung zur Studie an ihre Angehörigen weiterzuleiten.
Das Ergebnis: 80 von 100 Studienteilnehmern gingen daraufhin zur Koloskopie. Außerhalb der Studie nehmen üblicherweise maximal 20 Prozent der Anspruchsberechtigten die Darmkrebsvorsorge wahr.
Zusätzlich zur persönlichen Ansprache erhielt die Hälfte der Angehörigen außerdem die Möglichkeit einer zusätzlichen pflegerischen Beratung. Dabei wurde gezielt auf Bedenken eingegangen, die die Patienten in Bezug auf die Untersuchung hegten.
Zudem wurden sie bei der Vereinbarung von Terminen unterstützt. In der Kontrollgruppe wurde den Angesprochenen lediglich schriftliches Informationsmaterial gegeben.
"Mit zusätzlicher pflegerischer Beratung stieg die Wahrscheinlichkeit, dass sich Teilnehmer für eine Vorsorgeuntersuchung entscheiden, um 26,9 Prozent", erklärte Professor Max Reinshagen, Chefarzt der Klinik für Magen- und Darmerkrankungen am Klinikum Braunschweig.
Bei 24,9 Prozent der Teilnehmer wurden daraufhin bis zu fünf Adenome gleichzeitig gefunden und entfernt. Bei zwei von 205 Untersuchungen wurde bereits Darmkrebs festgestellt.
Im Mai werden alle vom Gesundheitsministerium geförderten Projekte im Rahmen des Krebsplans in Berlin präsentiert und entschieden, welche davon weitere Fördergelder erhalten. "Wir hoffen, dass unser Konzept so überzeugend ist, dass es in die Regelversorgung übernommen werden kann", sagte Riemann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.