Freitag, 1. Mai 2015

Warum Selbsthilfe für Migranten ?

Von den 81,9 Millionen Einwohnern Deutschlands im Jahr 2009 hatten 16,0 Millionen Personen einen Migrationshintergrund, - dies sind 19,6 % der Gesamtbevölkerung.

Ausländische Staatsangehörige sind mit 8,8% % Bevölkerungsanteil nur noch eine Teilmenge der Personen mit Migrationshintergrund neben Eingebürgerten und (Spät)-Aussiedlern sowie deren in Deutschland geborenen Kindern.

Bereits 34,6 % der Kinder unter fünf Jahren haben einen Migrationshintergrund, bei den Kindern und Jugendlichen bis einschließlich dem 15. Lebensjahr sind es 31,2 %. Viele Menschen mit Migrationshintergrund werden aufgrund sprachlicher, kultureller oder rechtlicher Barrieren und besonderer gesundheitlicher Problemlagen von den vorhandenen Angeboten kaum erreicht.

Aus Unkenntnis finden sie sich innerhalb der Leistungen und Strukturen nicht zurecht und nutzen bestehende Angebote nicht.


Eine Hauptursache liegt darin, dass die Bevölkerung mit Migrationshintergrund im statistischen Durchschnitt über eine geringere Bildung und einen niedrigeren sozioökonomischen Status verfügt,
als der Bevölkerungsdurchschnitt ohne Migrationshintergrund.

Gegenüber dem großen Anteil gut bis sehr gut integrierter Menschen mit Migrationshintergrund befinden sich am anderen Ende des Spektrums viele gering bis gar nicht integrierte Migrantinnen und Migranten in sozial  prekären Lagen. Besondere Schwierigkeiten treten daher auch für die Angebote der Selbsthilfeunterstützung für Menschen mit Migrationshintergrund auf. Sie sind erfahrungsgemäß mit den gewohnten Mitteln der Selbsthilfeunterstützung nur sehr schwer zu erreichen.

Die Gesundheitswissenschaft hat inzwischen nachgewiesen, dass Gesundheit und Krankheit in einem direkten Zusammenhang mit Bildung, finanziellen Ressourcen und sozialer Eingebundenheit der Menschen stehen. So ist insbesondere die gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen stark von der sozialen Situation der Eltern beeinflusst.

Mit Blick auf den zunehmenden Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind demzufolge Investitionen in Gesundheitsförderung und Prävention sowie in eine bedarfsgerechte gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund eine Investition in die gesellschaftliche Zukunft Deutschlands.

Hinzu kommt die zum Teil geringere, zum Teil überproportional hohe Inanspruchnahme medizinischer und psychotherapeutischer Dienste durch Menschen mit Migrationshintergrund. Sie ist sowohl im stationären als auch im ambulanten Versorgungssektor zu beobachten. So werden einerseits therapeutische und präventive Angebote zu wenig wahrgenommen, andererseits aber z.B. Notfallambulanz und Reproduktionsmedizin überproportional in Anspruch genommen. Migrationssensibilität auf der Angebotsseite des Gesundheitswesens und gesundheitliche Aufklärung in der migrantischen Bevölkerung können diese unerwünschten Zusammenhänge im öffentlichen Gesundheitswesen Schritt für Schritt verändern.

Empfehlungen des Arbeitskreises Der Arbeitskreis ist der Auffassung, dass die besonderen Bedürfnisse der Migrantinnen und Migranten in allen Sparten der gesundheitlichen, pflegerischen und psychosozialen Versorgung ebenso wie bei gezielten Angeboten zur Prävention und Gesundheitsförderung berücksichtigt werden müssen, um gleiche Gesundheitschancen für alle zu erreichen.

Auch die gesundheitliche Aufklärung durch Sozialversicherungsträger sowie Bund, Länder und Kommunen sollte spezifische Ansätze für Migrantinnen und Migranten enthalten. Die meisten Bundesländer haben bereits Integrationskonzepte erarbeitet, in denen auch die gesundheitliche Situation und Versorgung von Migrantinnen und Migranten thematisiert werden. Der Arbeitskreis ist der Auffassung, dass die einzelnen Bereiche des Gesundheitswesens ein Versorgungssystem entwickeln sollten, das stärker als bisher die Förderung von Gesundheit im Blick hat und über ein traditionell medizinisch geprägtes Versorgungssystem hinausgeht.

Quelle / Volltext Bundesregierung

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