Vermehrt resistente Darmbakterien nach Auslandsaufenthalten:
DGVS fordert mehr Forschung für die Behandlung
Berlin, März 2015 – Jeder fünfte Tourist, der in Länder mit mangelhaften Hygienestandards reist,
kehrt mit einem multiresistenten – jedoch nicht notwendigerweise krankmachenden –
Darmbakterium in die Heimat zurück. Dies ergab eine finnische Studie, die aktuell in der
Fachzeitschrift Clinical Infectious Diseases erschienen ist. Das Risiko, dass sich multiresistente
Keime im Darm ansiedelten, stieg bis auf 80 Prozent, wenn Reisende unterwegs Antibiotika
einnahmen. Angesichts dieser Ergebnisse macht die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie,
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) auf die Zunahme multiresistenter
Bakterienstämme in Deutschland aufmerksam. Die Fachgesellschaft fordert mehr
Grundlagenforschung für Medikamente und den gewissenhaften und gezielten Einsatz
vorhandener Präparate.
Die finnischen Wissenschaftler untersuchten Stuhlproben von 430 Reisenden. Danach finden sich bei
jedem Fünften, der ins tropische oder subtropische Ausland reist, nach seiner Rückkehr Spuren von
Extended-Spectrum Betalaktamase (ESBL). ESBL sondern Bakterien ab, die gegen viele Antibiotika
resistent sind. Von den Testpersonen, die an Reisedurchfall erkrankten, entpuppte sich jeder zweite
als Träger eines multiresistenten Keims. Nahm der Reisende gegen den Durchfall Antibiotika, stieg
das Risiko bis auf 80 Prozent, einen solchen Erreger mit nach Hause zu bringen. „In vielen Fällen
wissen die Infizierten nicht einmal, dass sie Träger sind“, sagt Professor Dr. med. Ansgar Lohse
Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. Auf
diesem Wege können Keime auch bis ins Krankenhaus gelangen, wo sie mitunter auf geschwächte
Patienten treffen. „Was das bedeutet, zeigen die jüngsten Ereignisse am Universitätsklinikum Kiel“,
sagt Lohse. Dort starben zwölf Patienten, die sich mit einem multiresistenten Keim infiziert hatten.
Laut der Antibiotika-Resistenz-Datenbank „ARS“ des Robert Koch-Instituts haben Multiresistenzen
bei Darmbewohnern in Deutschland in den letzten Jahren deutlich zugenommen: Bei der Gattung
Escherichia coli etwa verzeichnet das Institut von 2008 bis 2013 im stationären Bereich eine Zunahme
von 5,1 auf 8,8 Prozent derjenigen Erreger, die gegen drei Antibiotikagruppen resistent sind. Bei der
PRESSESTELLE DGVS
Anna Julia Voormann
Irina Lorenz-Meyer
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Fax: 0711/ 8931-167
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attung Klebsiella pneumoniae waren 2013 bereits 10,8 Prozent der getesteten Keime von
Krankenhauspatienten gegen drei und 0,4 Prozent sogar gegen vier Antibiotikagruppen resistent.
Viele der Resistenzen entstehen in der Tiermast, wo Bauern großflächig Antibiotika einsetzen.
Experten sehen zudem den zu leichtfertigen Gebrauch in Tier- und Humanmedizin als entscheidende
Ursache: „Oft genug kommt es vor, dass Ärzte selbst Patienten mit einer Erkältung ein
Breitspektrum-Antibiotikum verschreiben“, kritisiert Lohse. „Um Resistenzen zu vermeiden, müssen
wir Antibiotika sparsam und zielgerichtet einsetzen.“ Bei Reisedurchfall rät der Experte eher davon
ab, zum Antibiotikum zu greifen: Gewöhnliche Reiseinfekte vergingen in der Regel nach wenigen
Tagen von selbst. Dauert die Krankheit länger, treten Fieber, starke Schmerzen oder Blut oder
Schleim im Stuhl auf, sollten Betroffene jedoch auf jeden Fall einen Arzt hinzuziehen.
Die Ausbreitung von Resistenzen dürfe nicht billigend in Kauf genommen, sondern müsse aktiv
bekämpft werden, so die DGVS. Zudem sollte die Entwicklung neuer Medikamente nicht zu kurz
kommen, so Lohse. „Resistenz ist ein natürliches, evolutionäres Phänomen, mit dem Keime ihre
Überlebenschancen vergrößern. Es wird also auch ein Zukunftsproblem bleiben, wenn wir nicht
immer wieder neue Wirkstoffe entwickeln.“ Für Pharmakonzerne lohnt sich die Forschung nach
neuen Antibiotika jedoch finanziell kaum, wenn das Endprodukt nur mit großer Zurückhaltung
verschrieben werden soll. „Wir müssen neue Finanzierungsstrategien finden, um neue Anreize für
Industrie und Forschung zu setzen“, sagt Lohse.
Literatur:
Antimicrobials Increase Travelers' Risk of Colonization by Extended-Spectrum BetalactamaseProducing
Enterobacteriaceae
Kantele et al., Clinical Infectious Disease 2015, 60 (6): 837-846
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet.
Heute vereint sie mehr als 5.000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem
Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet
Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein
besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die
Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.
Selbsthilfegruppe für Darmkrebs Erkrankte; Informationen zur Diagnose, Behandlung,Operation,Nachsorge,Familienhilfe für Angehörige, colon cancer-league "Hayatınız için tek bir an!" Support group for cancer sufferers,مجموعة دعم لمرضى السرطان,Support group for cancer sufferers, Grupo de apoyo para los enfermos de cáncer,Группа поддержки для раковых больных, Kontakt: Tel.: 0209 - 88339422 Mail: Darmkrebs-Liga@gmx.de - Anmeldung für Darmkrebs - Informationsveranstaltungen - 0209 - 88339422
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