Presseschau: Für Sie gelesen:
Neue Endoskopie-Technik „made in Germany“:
Kleine Darmtumoren ohne Operation entfernen
Berlin, Oktober 2014 – Kleine Darmtumoren könnten künftig mit einem neuartigen Gerät
schon während einer Darmspiegelung entfernt werden. Mithilfe des „Full-Thickness
Resection Device“ (FTRD, zu deutsch „Gerät zur Vollwandentfernung“) gelang es
Spezialisten am Klinikum Ludwigsburg erstmals, flache Adenome aus der Darmwand
ihrer Patienten minimalinvasiv, mittels eines Endoskops, zu entfernen. In der aktuellen
Ausgabe der Fachzeitschrift „Gastroenterology“ berichten die Experten über die neue
Methode, die sie gemeinsam mit dem Tübinger Unternehmen OVESCO entwickelt
haben. Mit der Technik könnte vielen Patienten die Risiken und Unannehmlichkeiten
einer Operation erspart und Kosten im Gesundheitssystem reduziert werden, so die
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
Adenome sind Gewebsveränderungen der Darmschleimhaut, aus denen sich Darmkrebs
entwickeln kann. Die meisten Adenome ragen mit einem „Stiel“ in das Innere des Dickdarms
hinein. Ärzte können sie bei der Darmspiegelung problemlos entfernen. Sie verwenden dabei
ein Endoskop, ein flexibles, röhrenförmiges Untersuchungsinstrument, um kleinere Eingriffe
von Innen heraus vorzunehmen. Schwieriger wird dies bei flachen Adenomen, die sich nicht
von der Darmwand abheben lassen. Für deren Entfernung müssen Betroffene sich bislang
einer Bauchoperation unterziehen. Ein neues Spezialgerät könnte einigen Patienten diesen
Eingriff künftig ersparen.
Bei dem „Full-Thickness Resection Device“ (FTRD) handelt es sich um eine Kappe, die auf die
Spitze des herkömmlichen Endoskops gesetzt wird. Wenn der Arzt das Adenom bei der
Darmspiegelung entdeckt, platziert er die Endoskopspitze über dem Adenom. Dann greift er
dieses mit einer Zange und zieht es gemeinsam mit allen Schichten der Darmwand in die
Kappe hinein. Im nächsten Schritt legt der Arzt einen speziellen „Clip“ um den eingezogenen
Darmabschnitt und schneidet ihn mit einer Schlinge heraus. „Der Clip ist ein Kurzzeit-Implantat
und verhindert, dass sich ein Loch in der Darmwand bildet“, erläutert Professor Dr. med. Karel
Caca, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik I – Gastroenterologie/Hepatologie am
Klinikum Ludwigsburg.
Caca stellt die Behandlungsergebnisse von drei Patienten in der aktuellen Ausgabe der
Fachzeitschrift „Gastroenterology“ vor. Darüber hinaus berichtete der Wissenschaftler auf dem
Kongress „Viszeralmedizin 2014“ im September über die Erfahrungen mit 25 weiteren
Patienten. „Die Erfolgsrate liegt bei 75 Prozent“, so Caca. Bei drei von vier Patienten konnten
die Ärzte die Wucherungen also auf Anhieb entfernen. „Für die anderen Patienten besteht die
Chance, dass dies in einem zweiten Schritt gelingt. Das minimalinvasive Verfahren kann
problemlos wiederholt werden“, betont Caca.
Auch bei anderen Eingriffen könnte das Gerät künftig zum Einsatz kommen. „Es bietet sich
zum Beispiel an, wenn Frühkarzinome im Darm nicht sicher komplett beseitigt wurden oder
auch um kleine, unter der Schleimhaut gelegene Tumoren zu entfernen“, erklärt Caca. Auch
Kinder sollen von der Entwicklung profitieren: Bei bestimmten Erkrankungen des
Darmnervensystems, wie etwa dem „Morbus Hirschsprung“, ist für die Diagnostik eine
Vollwandbiopsie notwendig. Eine solche Gewebsentnahme kann bisher nur im Rahmen einer
Operation erfolgen.
Um die Sicherheit für die Patienten zu gewährleisten, müssen Kliniken, die das Gerät
anschaffen wollen, ihre Ärzte zunächst in der Anwendung schulen lassen. „Außerdem ist
dieser Eingriff Spezialzentren vorbehalten“, erklärt Caca. Das FTRD-System wird von der
Tübinger Firma Ovesco Endoscopy hergestellt und vertrieben. „Ich freue mich über diese
Kooperation. Sie ist in meinen Augen ein gelungenes Beispiel dafür, wie sich Forschung an
Universitäten und Schwerpunktkrankenhäusern mit der Entwicklung und Vermarktung
innovativer Techniken erfolgreich verzahnen lässt“, sagt Caca.
„Zwar muss sich die FTRD-Technik noch in größeren Studien bewähren“, sagt Professor Dr.
med. Christian Trautwein, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie,
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Unabhängig davon sei der Nutzen für die
Patienten schon jetzt erkennbar. Die Erfinder aus Süddeutschland knüpften dabei an eine
Tradition deutscher Gastroenterologen an, so Trautwein: Bei der Entwicklung der Endoskopie
spielten Ärzte hierzulande bereits früher eine Schlüsselrolle. Angeregt durch die Darbietung
eines Schwertschluckers führten Adolf Kußmaul und Julius Müller 1868 erstmals
Spiegelungen der Speiseröhre und des Magens durch. 1932 entwickelte der Endoskopiker
Rudolf Schindler gemeinsam mit dem Instrumentenbauer Georg Wolf das erste „semiflexible“
Endoskop.
Literatur:
Endoscopic Full-Thickness Resection Using a Novel Over-the-Scope Device
Gastroenterology. 2014 Oct;147(4):740-742. Schmidt A, Damm M, Caca K
Die DGVS im Internet:
http://www.dgvs.de/
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet.
Heute vereint sie mehr als 5 000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem
Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse
und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist
der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von
Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.
Selbsthilfegruppe für Darmkrebs Erkrankte; Informationen zur Diagnose, Behandlung,Operation,Nachsorge,Familienhilfe für Angehörige, colon cancer-league "Hayatınız için tek bir an!" Support group for cancer sufferers,مجموعة دعم لمرضى السرطان,Support group for cancer sufferers, Grupo de apoyo para los enfermos de cáncer,Группа поддержки для раковых больных, Kontakt: Tel.: 0209 - 88339422 Mail: Darmkrebs-Liga@gmx.de - Anmeldung für Darmkrebs - Informationsveranstaltungen - 0209 - 88339422
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