Alarm im Darm
Studienautoren um Christina E. Bailey vom Krebszentrum der Universität in Houston sprechen von einer beunruhigen Zunahme der Damkrebserkankungen bei jungen Menschen.
So prognostizieren die US-amerikanischen Wissenschaftler, dass bis zum Jahr 2030 gegenüber 2010 etwa doppelt so viele Patienten unter 50 Jahren an einer bösartigen Darmerkrankung leiden werden. Sie machen den Lebensstil dafür verantwortlich Hierzu zählen in erster Linie Übergewicht, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung mit viel rotem und verarbeitetem Fleisch sowie Fast Food.
Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Zusammensetzung der Darmflora, das heißt aller Mikroorganismen, die den Darm von Menschen besiedeln. Der menschliche Darm ist zweifellos der am dichtesten besiedelte Ort der Welt - zwischen 10 und 100 Billionen Bakterien leben dort.
Studien zeigen, dass die Zusammensetzung der Darmflora das Krebsrisiko im Darm stark beeinflusst. Es gibt im Darm gute und böse Bakterien. Entscheidend ist, welche Bakterien dort dominieren. Eine wichtige Rolle bei der bakteriellen Darmbesiedelung spielen Antibiotika, die zu häufig und oft ohne medizinische Notwendigkeit, z.B. bei Erkältungen verabreicht werden. Hinzu kommt, dass sie außerdem von zu kurzer Dauer eingenommen werden, wodurch sich verstärkt Resistenzen bilden können.
Ohne unser Wissen gelangen antibiotische Substanzen durch Rückstände im Fleisch sowie Obst und Gemüse, das durch tierischen Dünger ebenfalls antibiotisch belastet sein kann, in unseren Organismus. Die Buchautorin G. Enders empfiehlt daher Bio-Fleisch zu verwenden und Obst und Gemüse ausgiebig zu waschen.
Die Wirkungsweise der antibiotischen Substanzen erklärt sie allgemeinverständlich wie folgt: „Antibiotika töten gefährliche Krankheitserreger sehr zuverlässig ab. Und deren Familien. Und deren Freunde. Und deren Bekannte. Und ferne Bekannte von den Bekannten. Das macht sie zu den besten Waffen gegen gefährliche Bakterien – und zu den gefährlichsten Waffen gegen die besten Bakterien.“ Mit Probiotika lässt sich dieses Ungleichgewicht etwas ausgleichen.
Eine unausgewogene Ernährung verändert innerhalb kurzer Zeit die Darmflora und führt zu einer Konzentration von Stoffwechselprodukten, die das Krebsrisiko erhöhen, wie eine Studie von Dr. O’Keefe (Pittburgh) ergab. Während tierische Produkte nahezu keine Ballaststoffe liefern, sind es die pflanzlichen Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Getreide, Nüsse und Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen usw.), die aus viel Fasern bestehen und im menschlichen Dünndarm nicht oder nur unvollständig gespalten werden. Im Dickdarm sind sie dennoch höchst nützlich.
Wer bisher ballaststoffarme Nahrungsmittel wie Pizza, Nudeln oder Weißbrot gegessen hat, sollte die Menge an Ballaststoffen im Essen durch Vollkornprodukte nur langsam erhöhen, um Blähungen zu vermeiden. Wichtig ist, ausreichend viel zu trinken und langsam und ausgiebig kauen, um die Ballaststoffe für den Organismus verträglicher zu machen (Hinweise zu faserreichen Nahrungsmitteln findet man im Deutsches Ernährungs- und Informationsnetz).
Wissenschaftler der Loma-Linda-Universität in Kalifornien fanden ferner heraus, dass eine vegetarische Ernährung, ergänzt durch Fisch, eine deutliche Schutzwirkung gegen Darmkrebs besitzt. Positiv wirke sich außerdem ein geringerer Konsum an Süßigkeiten, Snacks, hochkalorischen Getränken und Fett aus. Fettreiche Nahrung kann darüberhinaus zu einer Störung der Darmflora in der Form führen, dass einige "schlechte" Bakterienstämme vermehrt vorkommen und andere "gute" dagegen reduziert werden.
Fazit: Wissenschaftlich gesichert gilt, die Darmflora kann das Dickdarmkrebsrisiko beeinflussen. Dabei spielen die Ballaststoffe in der Ernährung eine große Rolle. In ihrem populärwissenschaftlichen Buch „Darm mit Charme“ erläutert die Autorin G. Enders wie im Dünndarm nicht aufgenommene Faserstoffe von Dickdarmbakterien „gegessen“ und dadurch Vitamine und gesunde Fettsäuren hergestellt werden und darüber hinaus das Immunsystem gestärkt wird. Sie resümiert: „Von den 30 Gramm Ballaststoffen, die wir täglich essen sollten, kommen die meisten Europäer nur auf die Hälfte. Das ist so wenig, dass ein harter Konkurrenzkampf im Darm entsteht und hierbei können auch fiese Bakterien die Oberhand gewinnen.“ Der Studienautor Dr. O’Keefe (Pittburgh) empfiehlt außer ballaststoffreicher Kost, den Anteil von Fleisch und Fett in der westlichen Ernährung zu halbieren. Und nicht zu vergessen ist der verantwortungsvolle Umgang mit Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin
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