Samstag, 18. August 2012

Ziel 2b - Weiterentwicklung der Darmkrebsfrüherkennung


Ziel 2b - Weiterentwicklung der Darmkrebsfrüherkennung

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Anpassung der Darmkrebs-Früherkennung an die Qualitätsvorgaben der aktuellen Auflage der "Europäischen Leitlinien für die Qualitätssicherung des Darmkrebs-Screenings"

Hintergrund

Mit jährlich ca. 65.000 Neuerkrankungen und etwa 27.000 Todesfällen ist Darmkrebs bei Männern und Frauen in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung und auch die zweithäufigste Krebs-Todesursache. Damit ist Darmkrebs eine der wenigen Tumorerkrankungen, der sich durch ein erfolgreiches Screening fast vollständig verhindern oder heilen läßt. Da dem Darmkrebs nahezu regelhaft langsam wachsende Vorstufen (Adenome) vorausgehen, die durch eine Darmspiegelung (Koloskopie) entdeckt und meist entfernt werden können, ist Darmkrebs eine der wenigen Tumorerkrankungen, die sich durch ein erfolgreiches Screening fast vollständig verhindern oder heilen ließen.

Deutschland hat im internationalen Vergleich eines der umfangreichsten Früherkennungsprogramme für Darmkrebs. Derzeit haben Frauen und Männer im Alter von 50 bis 54 Jahren jedes Jahr Anspruch auf einen Stuhlbluttest (gFOBT, Guajak-Test). Ab dem Alter von 55 Jahren besteht ein Anspruch auf eine Früherkennungs-Darmspiegelung (Koloskopie), die nach 10 Jahren einmal wiederholt werden kann. Als Alternative zu einer Darmspiegelung kann ein zweijährlicher Stuhlbluttest durchgeführt werden. Nach Angaben des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung haben sich von Oktober 2002 bis Ende 2007 ca.2,3 Mio. Versicherte einer Früherkennungs-Koloskopie unterzogen, was einer kumulierten Teilnahmerate in der Altersgruppe von 55 bis 74 Jahren von ca. 11,2% (Männer) und 12,7% (Frauen) entspricht. Bliebe es bei dieser Teilnahmebereitschaft über die nächsten sechs Jahre, werden etwa 30% der Personen, die 2003 der Altersgruppe der 55- bis 74-jährigen angehörten, sich bis 2013 einer solchen Untersuchung unterzogen haben (privatärztlich erbrachte Früherkennungs-Koloskopien und aus Krankheitsgründen erbrachte Koloskopien bleiben dabei unberücksichtigt). Die Experten der Arbeitsgruppe halten es für durchaus realistisch, die Zahl der Todesfälle an Darmkrebs durch eine effektivere Nutzung der Früherkennungsmöglichkeiten deutlich zu reduzieren.

An der gegenwärtigen Darmkrebsfrüherkennung wird von der Experten-Arbeitsgruppe Folgendes bemängelt:
  • unzureichende Teilnahmerate,
  • unzureichende, oft unvollständige Dokumentation und Durchführung des Stuhlbluttests (gFOBT) ohne adäquate Abklärung auffälliger Befunde,
  • unzureichende Dokumentation der 30-Tage-Komplikationsrate der Vorsorge-Koloskopie,
  • Fehlen eines organisierten persönlichen Einladungs-/Aufforderungswesens,
  • Fehlen gezielter Früherkennungsangebote für Personen mit einem familiären oder hereditären Darmkrebsrisiko,
  • unzureichende Treffsicherheit des gFOBT-Stuhlbluttests.

Vor diesem Hintergrund geht es bei Ziel 2 b um die Weiterentwicklung der bestehenden Darmkrebsfrüherkennung in ein organisiertes Programm mit Einladungs- oder Aufforderungswesen, verbesserter Qualitätssicherung und Evaluation in Anlehnung an die Empfehlungen der "Europäischen Leitlinien für die Qualitätssicherung des Darmkrebs-Screenings". In einigen Bundesländern wurden bereits unterschiedliche Einladungsverfahren sowie Qualitätsoffensiven für die Darmkrebsfrüherkennung durchgeführt. Die bisherigen Erfahrungen und Ergebnisse dieser Projekte (Saarland, AOK Brandenburg, AOK Rheinland/Hamburg und KVBayerns) wurden im Rahmen des Nationalen Krebsplans bei einem Workshop am 13. November 2009 vorgestellt und diskutiert.

Empfehlungen und Maßnahmen

Von der Experten-Arbeitsgruppe werden folgende Umsetzungsmaßnahmen empfohlen:
  1. Schaffung klarer rechtlicher Rahmenbedingungen für ein bundesweites organisiertes Darmkrebs-Screening mit Einladungs-/Aufforderungsverfahren
  2. Durchführung von Modellprojekten zum organisierten, bevölkerungsbasierten Einladungsverfahren auf der Basis der Meldeamtsdaten oder der Daten der Krankenkassen
  3. Soweit die fachlichen und wissenschaftlichen Voraussetzungen für eine Nutzenbewertung geeigneter immunologischer Tests (iFOBT) zur Darmkrebsfrüherkennung gegeben sind, sollte eine entsprechende Beratung und Prüfung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (www.g-ba.de) erfolgen
  4. Sicherstellung der ggf. erforderlichen Rahmenbedingungen für eine personenbezogene Dokumentation und Zusammenführung von Daten im Rahmen eines organisierten Darmkrebsfrüherkennungsprogramms einschließlich zentraler Auswertung der Stuhlbluttests; Zusammenführung aller Koloskopien durch die Selbstverwaltung
  5. Erfassung der 4-Wochen-Komplikationsrate (bei Koloskopien)
  6. Prüfung der Aufnahme der „risikoadaptierten Früherkennung“ in die 
  7. Krebsfrüherkennungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses – Identifikation von Risikopersonen durch Einführung eines validierten Fragebogens zum familiären und erblichen Darmkrebsrisiko
  8. Regelung der Finanzierung des organisierten Einladungswesens zur Darmkrebsfrüherkennung
  9. Stärkung einer konzertierten Öffentlichkeitsarbeit (in Hausarztpraxen, durch Krankenkassen, Stiftungsarbeit etc.)
  10. Forschungsprojekte (z.B. zu neuen Stuhlbluttests)
Deutschland hat im internationalen Vergleich eines der umfangreichsten Früherkennungsprogramme für Darmkrebs. Derzeit haben Frauen und Männer im Alter von 50 bis 54 Jahren jedes Jahr Anspruch auf einen Stuhlbluttest (gFOBT, Guajak-Test). Ab dem Alter von 55 Jahren besteht ein Anspruch auf eine Früherkennungs-Darmspiegelung (Koloskopie), die nach 10 Jahren einmal wiederholt werden kann. Als Alternative zu einer Darmspiegelung kann ein zweijährlicher Stuhlbluttest durchgeführt werden. Nach Angaben des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung haben sich von Oktober 2002 bis Ende 2007 ca.2,3 Mio. Versicherte einer Früherkennungs-Koloskopie unterzogen, was einer kumulierten Teilnahmerate in der Altersgruppe von 55 bis 74 Jahren von ca. 11,2% (Männer) und 12,7% (Frauen) entspricht. Bliebe es bei dieser Teilnahmebereitschaft über die nächsten sechs Jahre, werden etwa 30% der Personen, die 2003 der Altersgruppe der 55- bis 74-jährigen angehörten, sich bis 2013 einer solchen Untersuchung unterzogen haben (privatärztlich erbrachte Früherkennungs-Koloskopien und aus Krankheitsgründen erbrachte Koloskopien bleiben dabei unberücksichtigt). Die Experten der Arbeitsgruppe halten es für durchaus realistisch, die Zahl der Todesfälle an Darmkrebs durch eine effektivere Nutzung der Früherkennungsmöglichkeiten deutlich zu reduzieren.

An der gegenwärtigen Darmkrebsfrüherkennung wird von der Experten-Arbeitsgruppe Folgendes bemängelt:
  • unzureichende Teilnahmerate,
  • unzureichende, oft unvollständige Dokumentation und Durchführung des Stuhlbluttests (gFOBT) ohne adäquate Abklärung auffälliger Befunde,
  • unzureichende Dokumentation der 30-Tage-Komplikationsrate der Vorsorge-Koloskopie,
  • Fehlen eines organisierten persönlichen Einladungs-/Aufforderungswesens,
  • Fehlen gezielter Früherkennungsangebote für Personen mit einem familiären oder hereditären Darmkrebsrisiko,
  • unzureichende Treffsicherheit des gFOBT-Stuhlbluttests.

Vor diesem Hintergrund geht es bei Ziel 2 b um die Weiterentwicklung der bestehenden Darmkrebsfrüherkennung in ein organisiertes Programm mit Einladungs- oder Aufforderungswesen, verbesserter Qualitätssicherung und
Evaluation in Anlehnung an die Empfehlungen der "Europäischen Leitlinien für die Qualitätssicherung des Darmkrebs-Screenings". In einigen Bundesländern wurden bereits unterschiedliche Einladungsverfahren sowie Qualitätsoffensiven für die Darmkrebsfrüherkennung durchgeführt. Die bisherigen Erfahrungen und Ergebnisse dieser Projekte (Saarland, AOK Brandenburg, AOK Rheinland/Hamburg und KVBayerns) wurden im Rahmen des Nationalen Krebsplans bei einem Workshop am 13. November 2009 vorgestellt und diskutiert.

Empfehlungen und Maßnahmen

Von der Experten-Arbeitsgruppe werden folgende Umsetzungsmaßnahmen empfohlen:
  1. Schaffung klarer rechtlicher Rahmenbedingungen für ein bundesweites organisiertes Darmkrebs-Screening mit Einladungs-/Aufforderungsverfahren
  2. Durchführung von Modellprojekten zum organisierten, bevölkerungsbasierten Einladungsverfahren auf der Basis der Meldeamtsdaten oder der Daten der Krankenkassen
  3. Soweit die fachlichen und wissenschaftlichen Voraussetzungen für eine Nutzenbewertung geeigneter immunologischer Tests (iFOBT) zur Darmkrebsfrüherkennung gegeben sind, sollte eine entsprechende Beratung und Prüfung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (www.g-ba.de) erfolgen
  4. Sicherstellung der ggf. erforderlichen Rahmenbedingungen für eine personenbezogene Dokumentation und Zusammenführung von Daten im Rahmen eines organisierten Darmkrebsfrüherkennungsprogramms einschließlich zentraler Auswertung der Stuhlbluttests; Zusammenführung aller Koloskopien durch die Selbstverwaltung
  5. Erfassung der 4-Wochen-Komplikationsrate (bei Koloskopien)
  6. Prüfung der Aufnahme der „risikoadaptierten Früherkennung“ in die Krebsfrüherkennungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses – Identifikation von Risikopersonen durch Einführung eines validierten Fragebogens zum familiären und erblichen Darmkrebsrisiko
  7. Regelung der Finanzierung des organisierten Einladungswesens zur Darmkrebsfrüherkennung
  8. Stärkung einer konzertierten Öffentlichkeitsarbeit (in Hausarztpraxen, durch Krankenkassen, Stiftungsarbeit etc.)
  9. Forschungsprojekte (z.B. zu neuen Stuhlbluttests)
Quelle / Volltext  bmg.bund.de

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